Von Weihnachten

zweikinder

Wer hier ein romantisches Weihnachtsresumee erwartet der irrt. Unser Weihnachten war schön, aber auch anspruchsvoll. Es bedarf eine Menge an Sozialkompetenz von allen Familienmitgliedern um gut und möglichst heil durch diesen besonderen Tagen zu kommen; der Kleinste saß am 24. immer wieder weinend in einer Ecke, oder lag in meinem Arm und berichtete dass ihm das Warten aufs Christkind so sehr schwer fällt und er es nicht mehr aushalten kann. Meine Tochter stimmte am Nachmittag nachdenkliche Töne an und philosophierte über die Qualität von Zeit und wie unterschiedlich sie vergeht. Nahtlos ging das Gespräch in die Werte von Weihnachten über. Der Moment war gekommen wo die Wahrheit das einzig angemessene ist. Marie vermutete schon länger wie das mit den Geschenken so vor sich geht. Es ist zuerst eine große Entzauberung wenn die Wahrheit dann so schlicht im Raum steht. Es ist schwer ein Teenie zu werden. Da verlieren lieb gewonne Dinge, heiß geliebte Spiele ihre Bedeutung und an deren einstigen Raum tritt vorerst Leere. Neue Zugänge zu den inneren Bildern und Werten wollen geschaffen, gefunden und erobert werden. Das alles heißt „Großwerden“ . Traurig, sehr traurig war mein Mädchen!
Das Christkind kam und hatte Schönes für uns gebracht, aber eben nicht alles was auf den langen Wunschzetteln stand. Wünschen darf man sich schließlich soviel man möchte. Nicht alles kann erfüllt werden. Wer zufrieden werden will im Leben sollte das lernen. Das Söhnchen, noch ganz in den Bildern um das Christkind versunken konnte sich einfach freuen. Mein trauriges Kind fand erst am späten Abend, als sie sich in das Arbeiten mit Speckstein vertiefte, wieder ein wenig Frieden.
Und wir Eltern…. wir hatten an diesem Tag die große Aufgabe all diese tiefen und vielfältigen Gefühle zu begleiten, da zusein, nichts persönlich zu nehmen, diese umfassende Traurigkeit auszuhalten, ernst zu nehmen, nichts wegwischen und doch nichts zu dramatisieren, sich zurücknehmend. Schlichtheit war gefragt. Das groß werdende, wundervolle Mädchen wahrzunehmen mit ihr gemeinsam Abschied zu nehmen von lieb gewonnenem. Jeder auf seine Weise. Das Angebot im Raum aufrecht zu halten für sie da zu sein, immer. Später einmal neues zu entdecken, verloren geglaubtes wieder zu erwecken in neuem Kleid und anderem Gesicht. Hoffnung eben. Das Abenteuer mit ihr zu gehen, begleitend, und doch in ihrer Freiheit ihren eigenen Weg zu finden. Wir haben gespielt, gekuschelt, getröstet, fein gegessen, Besuch gehabt, geräumt und gekocht, gelacht und geweint. Ständiges Zusammensein mit seinen Qualitäten. Das alles ist Weihnachten bei uns. Am Ende des Jahres können wir also in dieser wunschgeladenen, erwartungsreichen Zeit,  alles was wir in diesem Jahr gelernt haben, uns an Kompetenzen aneigneten, an den Tag legen. Und vielleicht mit Stolz auf das blicken was wir uns so hart errungen haben. Ich bin froh wenn all diese Herausforderungen nicht mehr ganz so geballt sind und ein paar Stunden mehr zwischen all diesen wertvollen Gefühlen liegen. Wie sehr ich sie liebe diese Menschen, und wie gut es tut wenn alle mal für ein paar Stunden ihrer Wege gehen!
Ich wünsche Euch ein gutes Hinüberkommen in ein gesegnetes und gesundes Jahr 2012. Möge es für uns alle ein gutes werden!