Filz für die Fellnase

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Manchmal besucht mich mein Mann in meiner Arbeitshöhle noch bevor er zur Arbeit fährt. Unsere Fellnase ist ja bekanntlich nachts eine Nervensäge. Und jetzt denke ich daran ihn „auszuwildern“. Nach vielen schlaflosen Nächten mit Kindern wird Frau da sehr entschlossen. Damit unser überaus verwöhntes Tier, er hat hier deutlich den Hut auf, es trotzdem kuschelig hat, bekommt er eine Katzenhöhle für Draußen gefilzt.

 

Filzhöhle. Erinnerungen an den Babybauch.

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Als ich Hochschwanger war wollte ich unbedingt vor der Geburt eine große Filzhöhle fertigen. So plante ich das Vorhaben, bestellte dafür 2 Kilo extrafeine Merinowolle, umlegte einen großen Medizinball damit und überlegte dann wie das nun umsetzbar sein soll in einer Wohnung im 2. Stock. Ich kaufte ein Planschbecken und räumte die Küche leer. Motiviert und mutig wagte ich mich an diese Aufgabe heran. Ich wusste ja auch nicht was auf mich zukommen würde. Ich filzte 9 Stunden am Stück bis ich die Kugel erstmals stehen lassen konnte und fiel ins Bett. Die Filzhöhle noch lange nicht fertig. Am nächsten Tag saß ich auf dem Medizinball und hopste dem fertigen Ergebnis entgegen. Oft wollte ich die Luft aus dem Ball lassen und alles einfach so wie es war in den Müll schmeißen. Viele, viele Stunden mussten vergehen bis das Ergebnis stattlich vor uns stand. So schnell wollte ich so ein Projekt nicht wiederholen (konnte ich auch nicht mehr weil ein Paar Tage später mein Sohn geboren wurde)

Über die Jahre haben sich unzählige Spielvariationen entwickelt. Ich wollte meiner Tochter etwas erfinden was es ihr ermöglicht sich wieder in einem Raum der Begrenzung zu erleben. Geborgen, geschützt, gewärmt, alle Geräusche von außen gedämpft, Berührungen diffus. Wir erinnerten uns an eine Zeit zu zweit in Einem. Spürten dieser Zeit nach. Eingebunden in einer neue Schwangerschaft. Meine Tochter würde bald eine Schwester werden. Sie erlebte meinen immerzu wachsenden Bauch, spürte die Bewegungen in ihm, die selbstbewussten Tritte der kleinen Geschwisterfüße. Wir beide bekamen die Gelegenheit in uns zu horchen, nachzuspielen. Meine Tochter deckte schon bald die Öffnung an der Filzhöhle mit dünnen Baumwollspieltüchern ab, begrenzte den Raum selber noch weiter. Mit sich alleine spielend.

Heraus gestiegen aus dem Filzleib bekam dieser rasch andere oft ganz praktische Aufgaben. nun wurde er randvoll gefüllt mit allem was in Reichweite war, alle Spielsachen die zu finden waren. Ihr Hab und Gut konnte so von einem Raum zum andern gezogen werden. Ausgeräumt, eingeräumt, mitgenommen. Später legte sich mein Kind in die Filzhöhle wenn ihr kalt war und hörte stundenlang ein Hörbuch. Schön waren auch die Versteckspiele, oder die bewegliche grüne Kugel die sich scheinbar unbemerkt durch den Raum bewegen konnte. Mittlerweile finden auch zwei Kinder darin Platz. Neue Spiele entstehen wann immer ein Kind die Filzhöhle findet. Berührend, lustig, spannend. Eine solche Filzhöhle ist ein Erfahrungsfeld und sie ist immer wieder aktuell, auch nach längeren Pausen. Unbespielt ist sie ein anmutendes Raumobjekt und stört nie.